SCHEITERNIST DER NEUE ANFANG
FUCKUPNIGHTS KITZBÜHEL #1
Kitzbühel, 20. Oktober 2022 - Es wurde Zeit! Am Donnerstag eroberten die Fuckup NightsTirol die Stadt Kitzbühel. Somit ist die globale Innovationsbewegung auch im 7. Tiroler Bezirk angekommen. Gemeinsam mit den Partnern START.N, RegioTech, Innovationsnetzwerk Kitzbühel, Wirtschaftskammer Kitzbühel und Sparkasse Kitzbühel wurde die Fuckup Night Kitzbühel#1 auf die Bühne des Sparkassensaals in der Vorderstadt gebracht. Vor einem begeisterten Publikum gab es von drei mutigen Persönlichkeiten motivierende und einsichtige Impulse zum Thema Scheitern.
Die Zeiten, Fehler unter die Decke zu kehren, sind eindeutig vorbei. Zumindest bei den Fuckup Nights. Denn Scheitern ist eine der wichtigsten Lebenserfahrungen überhaupt. Das zeigten an diesem Abend auf inspirierende Weise Romy Sigl, Gregor Gebhardt und Renate Magerle. Die drei Vortragenden teilten ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Scheitern mutig vor Publikum und bewiesen eindrucksvoll, dass Krisen den Weg zum Erfolg auch ebnen können. Mit der richtigen Einstellung machen diese uns tatsächlich stärker und reifer.
Romy Sigl hat ihre prägendsten Erfahrungen mit dem Scheitern als Angestellte gemacht. Viele Jahre ist sie in ihren „Traumjobs“ im Hamsterrad gehangen, in dem Glauben die Karriereleiter hochsteigen zu müssen. Vorwiegend um die eigenen Erwartungen, aber auch jeneanderer, brav zu erfüllen. Irgendwann hat sie sich aufgrund des Drucks und fehlender Wertschätzung in ihren Jobs gefangen gefühlt und sich die Frage gestellt: „Was tue ich da?“ und „Was will ich wirklich im Leben?“. Die Antworten führten zu einem Umdenken und zu großer Veränderung. Für Romy hieß es ab dann, den eigenen Weg als Unternehmerin zu gehen, eigene Projekte umzusetzen, seine eigenen Ziele zu verwirklichen und der Gesellschaft dabei etwas zurückzugeben.
Für Gregor Gebhardt zählt immer die Devise: Gas geben und Cash verdienen. Im Jahre 2016 machte der Immobilienspezialist mit seinem Unternehmen Friends Factory mit 2.500 Coworkern an 12 Standorten guten Umsatz. Läuft also, dachte er. Leider stand er trotz guter Geschäfte mit einer Million Euro in der Miese. Kein angenehmes Gefühl, wenn zwar das dicke Auto vor der Tür steht, aber kein Geld für Sprit oder Miete für die Wohnung auf dem Konto liegt. Für Gregor jedoch kein Grund den Kopf zu verlieren. Gerade in der Situation hieß es für ihn, hohes Risiko zu nehmen. Er kommunizierte seine Lage offen mit Gläubigern, ging in die Offensive und fand das nächste Immobilieninvestment, mit dem er seine Schulden auf einen Schlag mehr als tilgen konnte. Er gibt zu, Glück gehabt zu haben: „Aber ohne Risiko einzugehen,wirst du immer für jemanden arbeiten, der es macht …!“.
Als Soroptimistin und leidenschaftliche Netzwerkerin ist Renate Magerle Gemeinschaft sehr wichtig. Vor allem sich für die Schwächeren unserer Gesellschaft einzusetzen, ist ihr eine Herzensangelegenheit. Vor Jahren brannte sie dafür, Kindern mit besonderen Bedürfnissen eine Hippotherapie in einem Therapiezentrum zu ermöglichen. Dazu brauchte es Geld. Geld, das über den Spendenaufruf „Jede Nacht eine gute Tat“ in den Kitzbühler Hotels, eingesammelt werden sollte. Trotz unermüdlichen Einsatzes über mehrere Jahre blieben die erhofften Gelder aus, die Initiative scheiterte. Renate musste schließlich andere Wege gehen, um das hohe Ziel zu erreichen. Das Therapiezentrum wurde schließlich mit Landesgeldern finanziert. Gut findet sie die Idee heute noch. „Ich hätte damals mehr Eifer darauf legen müssen, das Commitment aller Beteiligten einzufordern und sie mit ins Boot zu holen“, reflektiert sie heute.
Der reflektierte Blick der Vortragenden auf ihre Krisen zeigte letztlich, dass Scheitern nicht das Ende ist. Vielmehr ist es der Anfang von etwas Neuem, Besserem - solange wir bereit sind, aus unseren Fehlern zu lernen, an uns zu arbeiten und nach neuen Lösungen und Wegen zu suchen. Dann ist jedes Scheitern ein Gewinn. Eine negative Brandmarkung, die in unserer Gesellschaft und innerhalb von Unternehmen dem Scheitern immer noch anhaftet, ist kontraproduktiv. Vielmehr geht es darum, Lernen aus Fehlern als Chance für jeden persönlichen oder unternehmerischen Entwicklungsprozess zu begreifen. Deshalb sind die FuckupNights für angehende sowie erfahrene Unternehmer*innen und Führungskräfte ebenso bereichernd wie für Nicht-Unternehmer*innen. Denn niemand sollte die wertvollen Erfahrungen, die wir durch Fehler machen, unter den Tisch kehren oder sich gar dafür verstecken müssen!
„Die FuckUp Nights treffen einen Nerv. Wir alle machen Fehler, wir alle haben den Karren schon mal gegen die Wand gefahren. Damit können wir uns alle sehr gut identifizieren“, begründet Bettina Wenko, Initiatorin und Moderatorinder Fuckup Nights Tirol den Erfolg des Formats.
Die Protagonist*innen der Fuckup Nights werden mit Recht weltweit gefeiert und lösen auch bei den zahlreichen Events in Tirol, die mittlerweile vom Ober- bis ins Unterland stattfinden, viel positive Resonanz aus. Denn eine Scheiter-Erfahrung offen und ehrlich vor Publikum zu teilen, verlangt viel Herz und Mut, das spürt auch das Publikum. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten, die reflektierte Auseinandersetzung, die Bereitwilligkeit, eine oft schmerzliche Erfahrung mit anderen zu teilen, sind Herz und Atem der Fuckup Nights. „Das durchwegs positive Feedback des Publikums tut gut, baut auf und bestätigt“, dieses Gefühl teilen alle Vortragenden, wenn sie die Bühne erst einmal für sich erobert haben.
Hintergrundinformation
Die Fuckup Nights sind eine 2012 in Mexiko entstandene globale Bewegung, die Geschichten übers Fehler machen und Scheitern von UnternehmerInnen auf die Bühne bringt. Die Bewegung ist in 321 Städten in 90 Ländern aktiv und verzeichnet mittlerweile über eine Million Zuschauer jährlich. Sie ist somit eine der größten Bewegungen im Bereich Innovation undUnternehmertum weltweit. Seit 2015 ist Tirol Teil der Community und tirolweit in Innsbruck, Wattens, Schwaz, Kufstein, Landeck und Reutte aktiv.
Erfunden wurde das Format von fünf Freunden aus Mexiko City, die aus ihren persönlichen Erfahrungen kurzerhand ein abendfüllendes Event machten und dieses in die Welt hinaustrugen. Ziel ist es, das negative Stigma, das dem Scheitern anhaftet,abzuschütteln und in positive Energie umzuwandeln. Der Ablauf ist denkbar einfach: Drei Speaker*innen erzählen innerhalb weniger Minuten anhand von Bildern ihr Scheitern, danach darf das Publikum Fragen stellen.